Beschreibung
1962, als ich fünf Jahre alt war, war mein Großvater Hermann Scriba 74 Jahre alt. Mahlzeiten im respektablen „Himmelsvorhäuschen“ in Eisenach/Thüringen begannen damit, dass er mit sonorer Stimme „gesegnete Mahlzeit“ sagte. In diesem Jahr 1962 hat er Erinnerungen an seine Begegnungen mit Menschen jüdischen Glaubens aufgeschrieben. Kürzlich bin ich auf diese Erinnerungen aufmerksam geworden und habe begonnen, darin zu lesen. Schließlich wollte ich wissen, wie es ihm gegangen ist – als Kind, Jugendlichem, Student, jungem Pfarrer und später Rektor der diakonischen Anstalten in Eisenach. Zum Glück hat er schon lateinische Buchstaben verwendet, wenn auch klitzekleine. Ich fand den Text sehr lesenswert. Manchmal habe ich geschmunzelt, und manchmal habe ich mich mit meinem Großvater schlecht gefühlt. Viel will ich nicht verraten, aber doch immerhin dies: Hermanns Tanzstunden-Partnerin war eine Jüdin, von der er ganz bezaubernd erzählt. Auch der Hausarzt der Familie, Dr. Grünbaum, war Jude. Als die Grünbaums 1942 deportiert wurden, standen Hermann und seine Frau Mathilde hinter der Gardine und haben zugeschaut. „Aus dem Fenster hätten wir schreien müssen“ schreibt er, „aber wir taten es nicht.“
Das Heftchen – nun in ordentlicher Computerschrift – hat 71 Seiten und kostet einschließlich Versand 9 Euro, die dem Familienbund Scriba-Schreiber e.V. vollständig als Spende zukommen.
Dr. Stephan Gerken, München, Dezember 2020
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